Wie ein Ei dem anderen

Vorgeschichte und Motivation

Im Alter von ca. zwölf Jahren (heute, 2016, bin ich Ende 40) nahm ich ein Buch aus dem Fundus meiner Eltern zur Hand. Es handelte sich um den Roman "Einen bessern findst du nicht" von Walter Düpmann alias Andreas Engermann. 

Es ist der in der ersten Person abgefasste Erlebnisbericht eines Soldaten im II. Weltkrieg und der fesselte mich von der ersten Seite an. Ich habe dieses Buch im Laufe der Jahre dutzende Male gelesen und möchte es jetzt als Inspirationsquelle für diverse Dioramenprojekte nutzen. Das erste Ergebnis ist das vorliegende Diorama "Wie ein Ei dem anderen". Die dazugehörige Textstelle lautet wie folgt:

"... Sehr eigenartig berührten uns ihre Kanonen. Diese erbeuteten russischen Kanonen waren von Deutschland an Russland geliefert worden. Und die russischen Pak-Kanonen sahen den unseren zum Verwechseln ähnlich. Als Leutnant Schleiermacher, der mich eisern bei sich behalten hatte, einmal mit mir bei einem kurzen Halt unterwegs so ein Geschütz näher betrachtete, stellten wir fest, dass es von der deutschen Firma Rheinmetall-Borsig stammte....Es gab tolle Sachen in der Welt."Walter Düpmann, "Einen bessern findst du nicht", ©1952 Kindler Verlag, München, S. 236-237

Die Szene spielt auf dem karelischen Kriegsschauplatz im finnisch-sowjetischen Grenzgebiet nahe der Stadt Salla im September 1941. Der Autor und sein junger Leutnant, mit dem ihn im Laufe der Handlung eine tiefe Freundschaft verbindet, sind auf einem Waldweg mit Kübelwagen und Fahrer unterwegs. Vor der Versetzung zur Infanterie, zu Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion, waren sie Angehörige einer Panzerjäger-Einheit, die mit 3,7cm-Geschützen an motorisierten Protzen ausgerüstet waren. Ein solcher PaK-Zug folgt dem Kübelwagen. Sie stoßen auf eine sowjetische PaK-Stellung mit einem 45mm M-1937 53-K Geschütz. Die PaK wurde aufgegeben, weil das russische Zugfahrzeug, ein T-20 Komsomoletz-Traktor, von einem panzerbrechenden Geschoss getroffen wurde und teilweise ausgebrannt ist. Die deutschen Fahrzeuge halten und die Soldaten nehmen das sowjetische Gerät in Augenschein.

In den 30er Jahren, als Deutschland und die Sowjetunion trotz Propaganda-Getöse wirtschaftlich und militärisch zusammen arbeiteten, verkaufte Rheinmetall-Borsig tatsächlich tausende Geschütze, die der 3,7cm-PaK 36 sehr ähnlich waren, an die Rote Armee. Lediglich das Kaliber hielten die Sowjets wegen einer abweichenden Militärdoktrin, nach der solche Geschütze sowohl zur Panzerabwehr als auch als leichte Artillerie einzusetzen waren, für nicht ausreichend und ließen die Geschütze mit 4,5cm ausliefern. Ich kann gut nachvollziehen, dass die Entdeckung der deutschen Soldaten, dass sie gegen Kriegsgerät aus heimischer Herstellung anzutreten hatten, ein eindrückliches Erlebnis gewesen sein muss.

Ausführung

Bemalung und Alterung habe ich ausschließlich mit Vallejo-Produkten durchgeführt

Für die Dioramenplatte habe ich einen Rahmen aus Buchenleisten gebaut, das Holz gebeizt und mit mehreren Schichten Klarlack auf Hochglanz gebracht. Eine ausziehbare Lade zeigt das zugrundeliegende Buchzitat.

Das Gelände entstand auf Basis einer Styrodurplatte. Die Bäume sind selbst hergestellt und mit Belaubungsmaterial von MiniNatur versehen. Das Buschwerk entstand aus Meerschaumzweigen, die mit verschiedenen Gewürzen belaubt und anschließend lackiert wurden.

Für die Bodenstruktur habe ich zunächst eine Schicht kleingehackten und gesiebten Buchenlaubs aufgebracht. Darauf wurden dann Bodendecker und Karstbüschel von MiniNatur "gepflanzt". Einige papiergelaserte Farne ergänzen die Vegetation. Die Wasserflächen wurden mit Vallejo Still Water erzeugt.

Bei der Gestaltung der Figuren habe ich ebenfalls Wert auf Übereinstimmung mit der Buchvorlage gelegt. Z.B. tragen die Infanteristen Tarn-Schlupfhemden mit Splittermuster, die im Text erwähnt werden. Diese bieten auch den Vorteil, dass sich die Infanteristen von den PaK-Schützen deutlich unterscheiden. Der Leutnant ist als Einziger mit einer Maschinenpistole bewaffnet, einer Bergmann MP 18.1. Auch dies ist im Buch vorgegeben.

Alle Figuren tragen Feldmützen statt Stahlhelmen, um zu unterstreichen, dass sich die Szene hinter der Front abspielt. Wo nötig habe ich Köpfe von Hornet verwendet.

Das Schild habe ich wie immer in Kunststoff lasern lassen.

Danksagung

Dieses Projekt war das bislang zeitraubendste meiner modelbauerischen Laufbahn. Abzüglich einiger Unterbrechungen war ich ein bis eineinhalb Jahre damit beschäftigt. Wenn ich mir das Ergebnis anschaue, kann ich jedoch mit großer Befriedigung sagen, dass es alle Zeit und Mühe wert war.

Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Peter Düpmann, Sohn des Autors und Inhaber der Autorenrechte bedanken, der das Projekt in jeder Hinsicht unterstützt hat und dem ich in herzlicher Zuneigung verbunden bin. Weiterhin gilt mein Dank meinen Mitstreitern im Forum modellboard.net für die unglaubliche Resonanz, die mein Baubericht dort hervorgerufen hat und ohne deren ständigem Input dieses Ergebnis nie zustande gekommen wäre. Ihr seid die Besten! Und schließlich möchte ich mich auch bei meiner Familie bedanken, deren Toleranz und Geduld ich mit meinen Hobby-Aktivitäten bisweilen arg strapaziert habe.

Last but not least danke ich allen Lesern dieses Artikels für ihr Interesse.

Fertigstellung:

Mai 2015

Modelldaten
  • Maßstab: 1:35
  • Hersteller:
    Dragon
    Tamiya
    Mirror Models
    MiniArt
    MasterBox
    Eduard
  • Material:
    Polystyrol
    Photo-Ätzteile
    Dioramenmaterialol
  • Bemalung:
    Vallejo Model Color / Airbrush / Pinsel
  • Besonderheiten:
    Erstes Diorama nach
    "Einen bessern findst du nicht"